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Donnerstag, 12. Juli 2018

Wir haben es getan

Hallo ihr Lieben,

in meinem letzten oder vorletzten Post habe ich euch ja schon berichtet, dass jemand schwer in Nachbars' Häschen verliebt ist.
Nun ja, was soll ich sagen. Wir haben seit heute zwei neue Mitbewohner. :-)

Clemens  schwärmte so doll von den Hasen und erklärte mir sogar, dass er eine Braunes und seine Schwester ein Weißes möchte, auf die Frage, ob er denn einen eigenen Hasen möchte, antwortete er ebenfalls mit ja. Der Leithammel und ich haben uns dann nochmal eingehend Gedanken gemacht und beschlossen, dass wir ihm diesen Wunsch gerne erfüllen wollen.
Tja, und wie es der Zufall so wollte, befand sich im Tierheim ein Pärchen, er glücklicherweise schon kastriert, und in den gewünschten Farben.
Am liebsten hätte ich alle Hasen aus dem Tierheim mitgenommen. Aber das andere Pärchen ist leider gegenüber anderen Hasen bissig.

In den Papieren heißen die beiden "Maik und Michi". Es dürfte wohl jedem klar sein, dass wir diese Namen nicht behalten.
Aktuell stehen zur Auswahl:
Bonnie und Clyde
Brownie und Whitey
Braun und Weiß
braunes Häschen und weißes Häschen (hat das Kind vorgeschlagen)
Tina und Ike
Yoko und John
Marge und Homer

Ich halte euch auf dem Laufenden, wie die beiden denn nun heißen.

Bis Bald
Eure Stina

Freitag, 6. Juli 2018

Wir haben Glück

Hallo ihr Lieben,

heute möchte ich euch gerne ein wenig an meinen Gedanken teilhaben lassen.
Es geht nicht um diese "Ich-hadere-mit-unserem-Schicksal-"Gedanken, sondern um diese Gedanken, die einem in den Sinn kommen, wenn man sich mit anderen Menschen unterhält, die selbst Erfahrungen mit Autisten gemacht haben oder Autisten kennen und von deren Erfahrungen berichten.

Die Kurze und ich waren vorgestern im Städtchen (nicht die Kreisstadt) beim Bäcker. Man kennt uns dort mittlerweile recht gut, weiß um unseren Hintergrund und so ergeben sich da immer nette Gespräche. Besonders mit einer Verkäuferin sogar sehr intensiv. Gut, zu ihrer Verteidigung, sie hat wenig von ihrem Enkelkind und Livia muss da dann immer so ein wenig als Ersatz her halten :-)
Ich habe unter anderem einen Hefezopf mitgenommen, da Clemens sich beim Einkaufen am Tag vorher die berühmt berüchtigte originale Nuss-Nougat-Creme ausgesucht hatte. Und sind wir mal ehrlich, es gibt nichts besseres, als eine schöne Scheibe Hefezopf mit Butter und N*tella drauf ;-)
Ich habe der Verkäuferin erzählt, was am Tag vorher in den Einkaufswagen gewandert ist. Und sie sagte dann, dass man ja eher mal klein bei gibt, als bei einem normalen Kind. Ja, sie hat recht. Das tue ich. Vermutlich viel zu oft. Er freut sich so unbändig, so ehrlich. Und ich habe an diesem Ausdruck einfach auch Freude. Tut dem Geldbeutel nicht unbedingt gut. Aber unseren Herzen schon.
Und über dieses Thema der Freude kamen wir dann darauf, wie sehr Autisten einen Menschen in ihr Herz schließen können. Und dann erzählte besagte Verkäuferin einen kleinen Schwank aus ihrem Alltag. Sie war gestern, kurz vor dem Unwetter, joggen. Ihre Nachbarin, Anfang 20, sah sie weggehen. Aber sie hat nicht gesehen, wie sie wieder nach Hause kam. Nachdem es also anfing aus Eimern zu schütten und zu stürmen, der Donner grollte, rief sie unsere Herz-Verkäuferin völlig aufgelöst an, sie habe sie nicht zurück kommen sehen und ob alles in Ordnung wäre. Die Herz-Verkäuferin konnte die junge Frau beruhigen, dass sie wohl behalten zu Hause angekommen ist und alles in Ordnung wäre. Ihr vermutet richtig, die junge Frau ist Autistin. Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Da sieht man mal wieder, wie ungerecht die kursierenden verallgemeinernden Aussagen bezüglich Autismus doch sind. Wie oft ließt man, dass Autisten keinerlei Emotionen hätten. Und wie oft ich feststellen muss, wie falsch diese Aussage ist. Hier sieht man mal wieder wie vorsichtig man bei der Wortwahl sein sollte.
Die Geschichte geht aber noch ein klein wenig weiter. Die Verkäuferin erzählte dann, dass die junge Frau die Diagnose noch gar nicht so lange hat. Die Mutter hat sie wohl immer als anders abgestempelt und sich nicht wirklich intensiv gekümmert. Stattdessen wurde das Mädchen Jahre lang von Arzt zu Arzt geschleppt, einer stellte wildere Diagnosen als der andere, aber geholfen hat ihr niemand. Dieses arme Mädchen, diese arme junge Frau musste etliche körperliche Untersuchungen über sich ergehen lassen, wurde von ihrem Umfeld nie verstanden, wurde gehänselt und ausgegrenzt, wurde nicht ernst genommen und wurde nie richtig aufgefangen. Sie sagt selbst, dass sie durch die Hölle gegangen ist!
Und da ich sehe, wie sehr sich Clemens Leben, seine Hölle verändert, ja verbessert hat, seit die Diagnose da ist, kann ich mir ansatzweise vorstellen, was diese Frau durchgemacht hat. Und es ist noch tausendmal schlimmer, als die emotionalen Höllenqualen, die ihr euch gerade vorstellt.

Ich bin dankbar dafür, dass wir so "früh" mit der ganzen Sache dran sind. Clemens wird nie solche Erfahrungen machen müssen, wie diese junge Frau. Er wird nicht jahrelang leiden müssen, weil die Gesellschaft nicht versteht, was mit ihm los ist.
Wir hadern öfter mal mit dem Schicksal. Aber nach dieser Geschichte sollten wir das nicht. Unser Schicksal hat uns unsere Nachbarin geschickt, die es gesehen hat, und uns so in die richtigen Bahnen lenken konnte. Unser Schicksal hat uns Eltern so bestückt, dass wir nicht weggesehen haben. Es hat uns den Mut gegeben, das alles anzugehen und dazu zu stehen.

Und das Schicksal hat uns auch noch eine andere Nachbarin geschenkt. Eine, die unter anderem mit Autisten arbeitet. Die nicht nur die Geschichten der Autis erzählen kann, sondern auch die der Eltern. Und das sind kleine Anekdoten, die uns doch so viel geben. Wir sind nicht alleine. Da draußen gibt es Menschen, die sich mit den selben Problemen rumschlagen, wie unser Clemens. Und da draußen gibt es auch noch andere Eltern, die genauso auf dem Zahnfleisch gehen, die sich oft nicht zu helfen wissen, die aber trotzdem auch so viel tolles mit ihrem Kind erleben.
Diese Geschichten zeigen, dass man keine Angst vor der Zukunft haben muss.
Ja, dafür sollte man dankbar sein.

Ihr seht, wir haben doppelten Grund zum Dankbarsein.
Und da wir stets versuchen, achtsamer zu sein, versuchen wir ab heute auch die Dankbarkeit ein bisschen mehr mit einfließen zu lassen :-)
Die Auti-Eltern sitzen jetzt vermutlich vor dem Bildschirm und lachen, weil sie wissen, wie schwer das ist. Nervenbehalten und so ;-)

So viel für heute
Bis Bald
Eure Stina

Donnerstag, 5. Juli 2018

Erzählt er mir etwa Märchen?

Hallo ihr Lieben,

heute mal wieder ein kleiner Bericht über Clemens :-)
Wir bemerken aktuell täglich Verbesserungen in seiner Sprache. Es ist unglaublich.
Ein Mal am Tag schafft er es wirklich einen vollständigen Satz mit "Ich" zu formulieren. Manchmal ist es ein Bedürfnis, wie das Trinken. "Ich trinke etwas." oder "Ich möchte etwas trinken."
Manchmal ist es aber auch so etwas, wie "Ich spiele." oder "Ich möchte raus gehen."
In den letzten drei Tagen hat er sogar berichtet, was er im Kindergarten erlebt hat. Allerdings bin ich da nicht ganz sicher, ob er Märchen erzählt, oder nicht :-)
Am Montag habe ich seinen Kindergartenrucksack ausgeräumt und dabei die Dose, in die ich morgens die Wassermelone geschnibbelt hatte, auf den Tisch gestellt. Er sieht die Dose und sagt: "Haste die Melone nicht gegessen. War die L...". Ob es stimmt, werde ich wohl nie erfahren :-P
Gestern habe ich ihn abgeholt und beim Anschnallen sah ich, dass er sich angemalt hatte. Ich fragte ihn, ob er sich angemalt hätte. Seine Antwort: "Ja, mit E...". Die Erzieherin erzählte mit daraufhin heute morgen, dass sie wirklich zusammen gemalt hätten.
Und da kommen wir dann auch schon zu dem nächsten großen Schritt. Das Zusammensein.
Es scheint ihn immer mehr zu reizen mit den anderen Kindern zu agieren. Die Erzieherin berichtete, dass er immer öfter und auch länger mit den Kindern spielt. Ja, ihr lest richtig. Er spielt MIT den Kindern. Die Sequenzen sind mittlerweile deutlich länger und intensiver. Die Phasen im Off zwar auch. Aber das sei ihm gegönnt. Die ganzen Eindrücke muss er ja erst mal gescheit verarbeiten.
Wassermelonen-L... kam am Montag auf ihn zugestürmt und rief: " Clemi, komm spielen." Sie hielt nah vor ihm an und wollte ihn animieren, er wollte von mir nicht so recht lassen. Ich sagte ihm, dass er gerne gehen dürfte und ich nach Hause fahre. Er gab mir einen Kuss, brachte mich ans Tor und war dann mit L... unterwegs.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie unglaublich stolz ich auf ihn war.
Wenn wir endlich einen Weg finden, seine Sprache zu verbessern, wird er garantiert noch viel mehr mit den Kindern spielen wollen. Und umgekehrt werden die Kinder mehr mit ihm anfangen können.

Und nun zum Thema Haustier :-)
Das Nachbarkind hat Häschen bekommen. Ratet mal, wer voll drauf abfährt und jetzt auch welche haben will. Er hat mir sogar gesagt, dass seine Schwester ein weißes will und er ein braunes.
Ich berichte dann in den kommenden Wochen, wie dieses Thema weiter geht ;-)


So viel für Heute
Bis Bald
Eure Stina