...wird endlich gut; oder doch nicht?
Ihr Lieben,
heute kam der Arztbrief!
Vier Seiten "lang".
Mit Schreibfehlern.
Mit Fehlern in der Wiedergabe von Schilderungen von mir und dem Kindergarten.
Mit der Beschreibung eines Kindes, das nicht meines zu sein scheint.
Aber nach kurzer Überlegung musste ich feststellen, dass das beschriebene Kind doch mein Kind ist. Oder besser gesagt war. Das Kind was in dem Schreiben beschrieben wird, ist das Kind, was bis vor drei Monaten wirklich noch existierte. So war er damals. Zumindest zum Großteil. Ein Satz im Brief lautet, dass Clemens Musik gegenüber aversiv reagiert. Was, und jeder ,der ihn kennt, weiß das auch, eben nicht stimmt. Er liebt Musik. Er hasste es nur anfangs, wenn die Erzieherinnen sangen. Aber gegen musizieren oder CD's hatte er noch nie eine Aversion! Auch wenn die Omas oder ich ihm sangen, war das nie ein Problem für ihn. Ich wollte platzen, als ich es gelesen habe.
Auch der Weg zur Diagnostik wurde falsch wiedergegeben.
Ausführlich berichtet wurde nur über das Erstgespräch. Alle anderen Termine wurden mit einer handvoll Sätze abgearbeitet. Ein Großteil des Briefes befasst sich dann mit den jeweiligen Diagnoseverfahren und Clemens Ergebnissen und Behandlungsempfehlungen.
Mit Behandlungsempfehlungen, die der Arzt beim Planungsgespräch teilweise noch ablehnte.
Ihr seht, es macht wenig Sinn einen Arztbrief erst vier Monate nach Diagnosestellung zu formulieren, weil man dann absolut keinen Bezug mehr zum Patienten hat!
Das ganze Schreiben war irgendwie ziemlich ernüchternd. Um nicht zu sagen enttäuschend.
Nun ja, aber wir haben es jetzt schwarz auf weiß!
Er ist Autist.
Von der hyperkinetischen Störung im Sozialverhalten ist in dem Brief keine Rede.
Aber Clemens ist nicht nur Autist. Zumindest auf den ersten Anschein nicht.
Es wird zwar ausdrücklich gesagt, dass die Testung mehr als schlecht lief, weil Clemens nicht kooperieren konnte oder auch wollte.
Aber unterm Strich muss man ja trotzdem ein Ergebnis festhalten.
Und zu diesem Zeitpunkt lautet es: mein Kind ist geistig behindert.
Nicht nur das. Auf Grund der schlechtlaufenden Testung wurde sogar sein motorischer Bereich mit mangelnden Fähigkeiten bewertet.
Er gilt als global Entwicklungsverzögert.
Im Schreiben wird empfohlen, mit ihm ein Kommunikationstraining zu machen und ihn dann erneut zu testen.
Sämtliche Förderungen, die man eben mit Autisten und/oder entwicklungsverzögerten Kindern machen kann, werden empfohlen.
Wir sind gerade noch nicht so ganz in der Lage zu verstehen, was das alles nun bedeutet. Was uns nun bevorsteht. Welche Hürden wir nehmen müssen, weil der Brief ein Kind widerspiegelt, was so heute nicht mehr existiert.
Und wir müssen erst mal schlucken, dass die Befürchtungen, die wir hatten, tatsächlich wahr geworden sind. Nämlich, dass er nicht nur ein wenig hinterher hinkt, sondern wirklich geistig so eingeschränkt ist, dass man von einer Behinderung spricht.
Wir lassen das jetzt über das Wochenende erst mal sacken.
Genießt Pfingsten :-)
Bis Bald
Eure Stina
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