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Donnerstag, 21. Dezember 2017

Anders ist ein dehnbarer Begriff ...

... aber was genau heißt das denn nun in Bezug auf Clemens' Verhalten?

Das wurden wir oft gefragt und gerade in den letzten Tagen öfter.

Offensichtlich ist, dass er schlecht spricht und Probleme im sozialen Bereich hat.
Im Gegensatz zu seinen Altersgenossen, spricht er sehr verwaschen, konstruiert Sätze in 99% der Fälle nicht selbst, sondern wiederholt, was man zu ihm sagen würde. Man nennt dies Echolalie. Er sagt nicht "Ich möchte bitte einen Keks" , sondern er sagt es so, als ob ich ihn fragen würde und dann auch noch mit einem unvollständigen Satzbau "Willste Keks haben".
Er kann all seine Bücher und CD's auswendig, aber wenn man den Text nicht kennt, versteht man oftmals nicht, was er sagt. Es kostet ihn unglaublich viel Kraft ein Wort auszusprechen. Man hört und sieht teilweise wirklich extrem, wie er sich bemüht und kämpft.
Viele Wörter , die er bereits gelernt hat, sind verschwunden, einfach so. Verpufft, verloren in den Weiten seines Kopfchaos.

Die soziale Interaktion machte ihm ja schon immer Probleme. Das ist bis heute so geblieben. Er kann die anderen Kinder zwar mittlerweile etwas besser ertragen, sucht aber keinen Kontakt zu ihnen. Selbst, wenn er mitten im Kreis sitzt, blendet er sie aus, spielt alleine und zufrieden mit sich.
Mit Erwachsenen ist es etwas besser geworden. Manche Erwachsene kann er mittlerweile anschauen. Er versteckt sich oft hinter seinem Arm oder schaut weg, wenn ihn jemand anspricht. Meistens sagt er dann "Mama" und versucht sich hinter mir zu verstecken.

Er kann stundenlang da sitzen und ins vermeintlich Leere blicken, kann immer und immer wieder ein und das selbe Buch lesen, ohne Pause dazwischen. Er hört Musik extrem intensiv , er sitzt press vor den Boxen und hört einfach zu. Nicht nur zehn Minuten, nein, er sitzt teilweise ein halbe Stunde vor dem Lautsprecher ohne sich zu bewegen. Ab und an lächelt er mal, ist ansonsten aber total in sich versunken.
Seine Hocker müssen immer an der selben Stelle vor dem Waschbecken stehen.
Er kann seine Spielsachen zwar im Raum verteilt liegen lassen, aber die Backofentür darf auf gar keinen Fall offen stehen bleiben.

Er läuft stundenlang durch die Natur, träumt vor sich hin, singt, erzählt. Manchmal bleibt er stehen und betrachtet sich etwas. Selten kleine Details am Wegesrand, sondern Dinge in der Luft, in weiter Ferne.

Seine Wut ist ein besonders intensives Kapitel.
Sie kommt, sie bricht aus ihm raus, mit voller Wucht.
Manchmal kann man es absehen, meistens trifft es uns aber völlig unerwartet.
Er wirft Dinge umher, schreit, tritt, haut , beißt, knallt Gegenstände auf Tischplatten oder Kanten, wirft Dinge umher.
Manchmal beruhigt er sich nach einiger Zeit wieder. Manchmal nicht. Manchmal hilft ablenken, manchmal nicht. Und manchmal sitzen wir mit ihm auf dem Pezziball und dürfen auch nach einer Stunde nicht mit dem leichten Wippen aufhören, weil er sonst sofort wieder wütet.

So viel für heute :-)
Eure Stina

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