Wochenbett und die Zeit bis zum Alter von drei Monaten
In den Tagen nach der Geburt war Clemens , bis auf einen Abend, ganz ruhig und ausgeglichen. Lag vielleicht auch an der Gelbsucht.
Er fiel allerdings dadurch auf, dass er nur schlief, wenn er in meinen Armen lag. Legte ich ihn ab, gingen sofort die Augen auf und er suchte. Er schaute total wach.
Wir bleiben recht lange im Krankenhaus. Familienzimmer und all inclusive sind schon ne feine Sache :-)
Wir schauten ihn immer zu an. Wir liebten ihn so abgöttisch. Bei jedem Blick wusste ich, dass er besonders war. Aber das denkt wohl jede Mutter über ihr Kind :-)
Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als wir ihn nach Hause brachten. Wir saßen ewig im Auto auf dem Parkplatz vor unserer Wohnung. Jetzt wurde es wahr. Dieses abstrakte Konzept Familie wurde real. Die Verantwortung wurde plötzlich real. Es traf uns mit voller Wucht. Also blieben wir ewig im Auto, sammelten uns, denn das Betreten der Wohnung würde alles verändern.
Wir waren dann aber irgendwann doch noch mutig ;-)
So startete also unser Leben als Familie. Es war schön zu Hause zu sein mit einem kleinen Menschen zusammen das Leben zu verbringen.
Uns fiel schnell auf, dass Clemens extrem mit seiner Umwelt zu kämpfen hatte. Er schrie bei fremden und lauten Geräuschen, schrie ,wenn man ihn in den Kinderwagen legen wollte, schrie im Kinderwagen und war eigentlich nur bei Mama zufrieden. Oder im Tuch bzw in der Trage. Dann ging es auch mit Papa. Am allermeisten schrie er aber, wenn er die Stimme der Hebamme hörte. Sie kam jeden Tag. Machte sie bei all ihren Wöchnerinnen so. Wir konnten keinen Alltag entwickeln, konnten nie richtig zusammenfinden, weil sie ständig da war. Und sie redete mir meinen Mutterinstinkt aus. Es war schlimm. Diese Bevormundung, diese Übergriffigkeit. Sie vermittelte mir das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein.
Bis wir nach einigen Wochen endlich unseren Mut wieder fanden und sie gebeten haben, nicht mehr zu kommen.
Clemens war aber auch danach nicht viel anders. Alles was laut war, was ihm fremd an Geräuschen war, fremde Stimmen, helles Licht, Autositz, Kinderwagen, er hasste alles. Er hatte immer eine kurze Phase des Unruhigseins und schrie danach bitterlich. Tuch und Trage waren unsere besten Freunde.
Jeder Entwicklungssprung brachte ihn an seine Grenzen. Man sah, wie er sich abmühte mit der Welt klar zu kommen. Er schlief schlecht, wenn dann nur auf oder an mir. Ablegen war nicht drin. Raus gingen wir nur zum Spazieren, oder um mal schnell an der Baustelle vorbei zu schauen, alles in allem maximal eine halbe Stunde.
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