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Dienstag, 19. Dezember 2017

Eine Reise in die Vergangenheit Teil V

Zweiter Geburtstag bis Zweieinhalb Jahre

Nach weiteren vier Wochen ignorierte er seine Schwester völlig. Interessanterweiße laß er aber nun das Baby-Buch weiter. Offensichtlich war es jetzt Zeit sich mit der aktuellen Baustelle zu befassen.
Es vergingen weitere vier Wochen und er interessierte sich wieder für sie. Er streichelte sie und gab ihr den Schnuller. Allerdings achtete er penibel darauf, dass wir schauten, dass er sie streichelte , er kommentierte was er tat. Aber ohne jegliche Emotion.
Langsam kamen ein paar verständliche Wörter aus ihm raus.
Ab April ging er in den Kindergarten. Es lief erstaunlich gut. Auf Ansprachen der Erziehrinnen reagierte er zwar zunächst nicht. Ignorierte sogar die Erzieherin , die für ihn eingeteilt war, setzte sich einer anderen aber einfach auf den Schoß. Vier Wochen ging ich mit. Ich bemerkte schnell, dass er es liebte für sich zu sein und er kein Interesse an den anderen Kindern hatte. Er wanderte oft ziellos umher, nahm sich mal ein Spielzeug, aber er war wie immer anders als die anderen Kinder. Er brauchte recht lange , bis er begriff, dass man nachdem das Windspiel geläutet hat, erst noch aufräumen muss und danach erst zum Frühstück geht. Er kam immer zu mir und wollte , dass ich mit ihm gehe.
Ich hatte während der Eingewöhnung leider nicht meine Augen und Ohren komplett auf ihm. Seine kleine Schwester hatte gerade die Rotaviren hinter sich, die mit einem sehr traumatisierenden Krankenhausaufenthalt einhergegangen waren und ich dachte , naja läuft hier ja, und die Kleine braucht mich gerade wirklich dringender.
Er ging gerne in den Kindergarten, freute sich, begann mehr zu sprechen. Seine Zwänge lösten sich etwas. Er ging auf den ein oder anderen Erwachsenen sogar offener zu. Auch seine Sprache "verbesserte" sich etwas. Man konnte mittlerweile mehr verstehen und er konnte sagen, wenn er ein Bedürfnis hatte. Konnte er das wirklich? JEIN. Er echollalierte. Tut er bis heute.
Auch seine Aggressionen verschwanden nicht. Wie aus dem nichts hatte er urplötzlich den Kanal voll.
Wieder fragte ich mich , ob er Autismus hat. Ich hatte mal in den ein oder anderen Artikel rein gelesen. Aber hatte es immer wieder verworfen.
Unsere Nachbarin gab uns schließlich den Tipp , doch mal bei einen Kinder-und Jugendpsychiater zu gehen. Sie gab uns eine Adresse in Mainz, wo Psychiater und Pädagogen in einem ganzheitlichen Konzept zusammenarbeiten.
Als Clemens zweieinhalb war, beschloss ich, diesen Tipp anzunehmen. Sein Andersartigkeit blieb mir nicht verborgen, auch den anderen Eltern im KiGa nicht. Die Erziehrinnen stimmten mit mir über ein. Ja, er hatte Fortschritte gemacht. Aber nun stagnierte es. Und seine sozialen Fähigkeiten gegenüber Gleichaltrigen hatten sich überhaupt nicht verändert.
Es ging mir nicht mehr nur um seine Aggressionen, da war mehr, ich wusste es einfach.

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