Schwangerschaft und Geburt
Es war ein angenehmer Frühsommertag, ein Samstag um genau zu sein. Ich hatte seit ein paar Tagen ein Ziehen im Unterleib und irgendwie war mir übel. Eigentlich wollten wir das mit dem Testen zusammen durchziehen, aber es endete darin, dass ich alleine im Bad war und mein Mann lieber auf der Couch wartete. Wir hatten die Hosen gestrichen voll. Wünschten wir uns doch sehnlichst ein Kind, hatten aber Angst vor einer erneuten Fehlgeburt.
Der Test war kaum gemacht, war das Ergebnis auch schon klar - wir sind wieder schwanger!
Unbändige Freude und unbändige Angst zugleich.
Es dauerte nicht lange, da gesellte sich die Übelkeit dazu. Und nicht nur die... Ich hatte so schlimm mit Hypernemesis zu kämpfen, dass ich ins Krankenhaus musste. Selbst nach der Entlassung musste ich regelmäßig Vomex einnehmen. Ich konnte ja schließlich nicht die letzten Züge des Sommersemesters verpassen. Ich hasste Vomex und verabscheue es bis heute. Mir wurde immer total schwindlig und ich war mehr als benommen, musste direkt nach der Einnahme erst mal zwei Stunden schlafen, nur um den Rest des Tages, wie benebelt zu sein.
Mit fortschreitender Schwangerschaft konnte ich immer öfter auf Vomex verzichten und brauchte es im Wintersemester gar nicht mehr, um an die Uni zu fahren.
Eigentlich war der Verlauf meiner Schwangerschaft ziemlich beschwerdefrei. Uni und Hausbau bereiteten mir ab und an etwas Stress, aber ich konnte mich trotzdem genug ausruhen. Eine der Modulprüfungen lag mir etwas schwer im Magen, aber other than that war alles tutti.
Clemens war ein sehr ausgeglichenes Baby, turnte gerne, schlief aber auch viel. Allerdings wollte er nie in einer Position liegen bleiben, er drehte sich gerne von oben nach unten und umgekehrt. Manchmal lag er sogar quer.
So plätscherte die Schwangerschaft vor sich hin, ich ging fleißig zur Uni, wir bereiteten das Kiesbett für die Bodenplatte des Hauses vor.
Gut vier Wochen vor ET habe ich die Modulprüfung abgemeldet. Auf Anraten der Hebamme. Sie glaubte ,dass es mir doch mehr Stress machte, als gedacht und sich das Kind deshalb nicht in die richtige Position drehen würde. Nun ja, die Prüfung war abgemeldet und siehe da, unser kleiner Kumpel legte sich schön brav hin und blieb auch liegen.
Am 24.02.2015 wurde ich morgens um vier mit Wehen wach. Sie kamen alle sieben Minuten, waren aber gut auszuhalten. Ich dachte noch "Mensch was ein Glück hab ich die Modulprüfung abgemeldet, die hätte ich heute nicht schreiben können."
Ich vertrieb mir den Tag damit, Fenster zu putzen und die Straße an der Baustelle zu kehren. Hatte man mir doch gesagt, dass das die Wehen voran treiben würde und ich wollte doch endlich mein Baby im Arm halten. Aber alles was ich bekam waren Wehen im fünf-minütigen Abstand. Immer noch gut auszuhalten. So schlug ich mir also den Rest des Tages um die Ohren.
Um zwanzig Uhr sind wir mal ins Krankenhaus gedüst. Just in case. Schöne Wehen, aber nix gescheites. Wir also wieder nach Hause. Ich war die ganze Nacht wach , weil ich auf Grund der Wehen nicht schlafen konnte.
Mittwochsmorgens um sechs wieder ins Krankenhaus, ich war schon leicht angenervt. Naja, wir wurden wieder Heim geschickt. Mittags hatte ich dann einen Kontrolltermin bei meiner Hebamme, da wir nun den ET erreicht hatten. Auch sie sagte, dass es noch nichts Gescheites ist und schickte uns Heim. Nicht ohne eine verbale Watsche, da wir schon zwei Mal im Krankenhaus waren, sie aber wollte, dass wir zu ihr kommen.
Mittwochsabends stieg ich dann nochmal in die Wanne, die Wehen wurden endlich stärker. Aber ich vertraute meinem eigenen Körpergefühl nicht mehr. Und bevor wir umsonst wieder im Krankenhaus aufgeschlagen wären , entschieden wir uns dazu, zur Hebamme zu fahren.
Dort war der Befund endlich so, dass man von Geburt sprechen konnte. Aber es ging nur schleppend voran. Vermutlich auch deswegen, weil ich nicht mit ihr endbinden wollte. Geburtshaus ist eine tolle Sache. Aber ich kam mit ihrer Art schon während der Schwangerschaft nicht klar. Naja, sie wollte wohl aber im Geburtshaus entbinden. Setzte alles daran.
Aber der Plan ging nicht auf. Gegen fünf Uhr morgens am 26.02.2015 wurden meine Wehen immer schwächer, ich immer müder und es drohte ein Geburtsstillstand. Gegen acht brachen wir dann endlich ins Krankenhaus auf.
Dort angekommen wurden alle irgendwie hektisch. CTG, Zugang, Wehentropf, Traubenzucker ,Wasser, alles parallel. Meine Hebamme war mit ihrem eigenen Auto gefahren und traf nach uns ein.
Presswehen kamen und mussten veratmet werden. Dann endlich durfte ich schieben.
Irgendwann ,ich weiß nicht mehr genau wann, bekam ich ein ungutes Gefühl, schaute auf das CTG und sah, was ich vermutete , unserem Baby ging es nicht gut. Ich wurde mit dem Rücken zum CTG gesetzt und konnte sehen, wie die Hebamme anfing, sich auf die Geburt vorzubereiten. Ich kannte die Instrumente von meinem Praktikum im Kreißsaal noch recht gut.
Bei jeder Presswehe versuchte ich ein Ohr auf das CTG zu haben, und bei jeder Presswehe hörte ich das Herz meines Sohnes nicht mehr.
Die Hebamme entschied sich für eine EPI und zack war er da. Am 26.02.2015, blau, Nabelschnur um den Hals, schrie nicht. Nur seine Äuglein gingen auf und zu, der Mund bewegte sich, aber es kam nichts. Er wurde direkt abgenabelt und zum Versorgungsplatz gebracht. Man stülpte ihm eine Maske über und massierte seinen kleinen Brustkorb, hörte auf zu massieren, redete ihm zu, massierte wieder. Gefühlt endlos.
Wie sich später herausstellte ging dieses Spiel 15 Minuten so. Dann hatte er sich gefangen und durfte zu mir. Und er schrie auf einmal. Und wollte sich nicht beruhigen, er schrie alles raus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen